Zulassung eines englischen Fahrzeugs in Deutschland…
Achtung viel Text 😉
ihr wisst ja Bescheid – Mildred sollte so schnell wie möglich in good old Germany zugelassen werden, damit wir die nächsten zwei Jahre was zum fahren haben…
Nachdem ich mit der Kleinen in der Werkstatt zum Bremsen prüfen und einstellen war, bin ich gleich mal zum TÜV in Weinheim gefahren. Der Prüfingenieur wurde mir empfohlen. Er sollte sich sehr gut mit Oldtimern auskennen…
Er wusste auch sofort was für ein Auto das ist und mit dem Datum 1.8.1970 wusste er auch, daß der Wagen einer der letzten gebauten war… gar nicht mal schlecht 😉
Er machte mir eine Liste von Dingen die ich zu erledigen habe. Am besten innerhalb von zwei Wochen, weil dann sei er erst mal drei Wochen in Urlaub. Die Liste lautete:
- Warnblinker
- Scheinwerfer
- Abschleppöse vorne
- FIN im Bodenblech einschlagen
- Briefkopie besorgen (sonst muss er ein Datenblatt anfordern und das kostet weitere 40 Euro!)
- Firmenschild im Motorraum (mit Achslasten usw.)
Er hatte sich den Wagen auch von unten angeschaut und geprüft und meinte er lasse den Hammer mal in der Tasche. Daher kann ich jetzt nicht mit letzter Sicherheit sagen ob er die „maladen“ Schweller gesehen hat oder ned. Oder halt drüber weggesehen hat 😉 However – ich will sie ja eh machen (lassen).
Bremsentest war auch tip top in Ordnung – kein Wunder, hatte ich ja vorher erst prüfen lassen.
Warnblinker einbauen war kein Problem, in zwei Stunden komplett erledigt – inkl. Handschuhfach aus- und wieder einbauen.
Scheinwerfer hatte ich vorher schon gewechselt, war innerhalb einer halben Stunde erledigt. Einstellen war kostenlos beim BMW Händler, scheinbar der Einzige der nicht in Urlaub war…
Abschleppöse brauche ich keine – lt. ADAC Ratgeber Oldtimer, denn die braucht ein Fahrzeug erst nach Erstzulassung nach Oktober 1974. Hier nochmal mein Dank an das Forum des MM Registers Deutschland für den Tipp!
FIN einschlagen war kein Problem, Schlagzahlen leihen und selber dengeln – allerdings … welche FIN ? (dazu später mehr)
Briefkopie: Auch hier half das MM Register wunderbar weiter.
Das Firmenschild hatte ich vorher schon in zweifacher Ausführung besorgt. Einmal für Mark und einmal für Mildred. Graviert mit den Daten aus der Briefkopie wurde es mit doppelseitigem Klebeband im Motorraum befestigt.
Alles auf der Liste abgehackt und eine Woche später stand ich wieder beim TÜV-Mann auf der Matte, ich hatte ja schließlich nur zwei Wochen Zeit 😉
Er hat sich alles angesehen, jeden Punkt und schon ging es zum abschließenden Abgastest… Er meinte der gemessene Wert müsse ungefähr 4,5% sein. Er fing an zu messen: 4,5 … 5 … 5,5 … 6 … 6 … 6. Hm – Originalton Prüfer: „Naja, er muss halt erst warm gefahren sein, das passt schon“. Er machte einen Handeintrag in die AU und da steht nun Sollwert: 4,5% – Istwert: 4,2%, passt schon 😆
Dann hat er alle Papiere fertig gemacht inkl. Oldtimergutachten usw., ich habe meine 125 Euro bezahlt; geht eigentlich wenn man bedenkt was HU und AU alleine kosten und ich bin glücklich und zufrieden nach Hause gefahren.
Halt, da war noch was mit der FIN. Er kontrollierte also die Fahrzeug Identifikationsnummer in den englischen V5 Papieren mit denen auf der Plakette am Fahrzeug und was meint ihr stellte er fest ? … richtig: „Da stimmt aber was nicht…“
Letztendlich ist die FIN im Fahrzeug „MAS 5 D 126XXXXX M“ … in den Papieren fehlt aber das D und das M. Meine Recherchen haben ergeben: Das D steht für Delux Modell (mit Heizung und Ascher 😉 ) und das M Steht für den Herstellungsort „Cowley“. Er wünschte mir schon mal vorab viel Spaß auf der Zulassungsstelle – ich weiß gar nicht was er damit sagen will ?! 😯
Dann ging es Donnerstags – die haben nur am Donnerstag Nachmittag auf, sonst nur Vormittag – war ich dann mit all meinen Unterlagen inkl. Kaufvertrag und Deckungskarte (mein Versicherungsvertreter meinte auch er wünsche mir viel Spaß bei der Zulassungsstelle – komisch, oder wissen die mehr ?! 😉 ) bei der Zulassungsstelle. Weiter, als bis zu Information, bin ich aber nicht gekommen. Es gäbe eine neue Regelung seit Mitte des Jahres und ich müsste alle Papiere zunächst per Fax oder Mail nach Marburg schicken. Klasse! Zudem muss das Fahrzeug mitgebracht werden – sie wollen die FIN kontrollieren ! Da frage ich mich, warum ich vorher zum TÜV musste ? Soll ich bei der nächsten AU auch bei der Zulassung vorfahren !?
Ich also nach Hause, alles gescannt und nach Marburg geschickt (satte 16MB als PDF 😮 ). Die Gebühren von 40 Euro habe ich direkt per Paypal gezahtl. Prompt rief am Freitag Morgen ein Mitarbeiter der Zulassung in Marburg bei mir an und meinte ich müsse nochmal 26 Euro extra zahlen. Warum ? Der TÜV Gutachter hat die Lenkradkralle als „Lose mitgeführten Diebstahlschutz“ eingetragen. Und dafür braucht man eine Erlaubnis und diese kostet einmalig 26 Euro – geil, oder ? Wie einfach man doch zu Geld kommen kann – wenn man am längeren Hebel sitzt!
Dann kam Montags wieder ein Anruf aus Marburg.
1. ob ich die Kohle schon bezahlt habe ?!
Klar – per Paypal am Freitag – gleich per E-Mail mal einen Zahlungsbeleg geschickt…
2. ob mir schon aufgefallen ist, daß da bei der FIN 2 Buchstaben fehlen bzw. hinzugekommen sind ?!
Ach nee ?! 😮
Ich hab’s ihm dann erklärt und er war damit zufrieden… ging eigentlich problemlos 😉
Und dann kam der letzte Akt:
Endlich war das Schreiben aus Marburg gekommen – die Betriebserlaubnis wurde erteilt, na wunderbar!
Donnerstag, Öffnungszeit bis 18.30 Uhr – konnte ich wieder auf die Zulassungsstelle wandern. Die Tante an der Info war diesmal nur eine kleine Hürde. Die hatte auch mehr mit sich und ihren Weintrauben zu tun…
Die Wartemarke wies mich als Nr. 85 aus – ohne weitere Wartende vor mir, und tatsächlich die Anzeige stand auf 84 … trotzdem ca. 10 Minuten gewartet … auch ein Beamter muss mal auf’s Klo… 😉
Und dann ging es los – und wieder einmal zeigte es sich wie ein Beamter in Deutschland es immer wieder schafft, seine Machtstellung auszunutzen. Ich will nicht weiter ins Detail gehen, aber die Antworten waren teilweise schnippisch, das Verhalten arrogant bis überheblich. Es ging schon los, als er kapiert hatte, daß es um ein englisches Fahrzeug ging.
Wusstet ihr, dass die englischen Nummernschilder eingezogen werden ? Ich wusste das nicht, steht auch nirgendwo zum nachlesen – auch nicht auf der ach so tollen Homepage der Zulassungsstelle. Zum Glück hatte ich Werkzeug im Kofferraum und konnte die alten Schilder demontieren – ohne hätte ich wohl wieder einen Anlauf wagen müssen. Auf die Frage wie ich die neuen Schilder befestigen soll bekam ich die Antwort: „Ist doch nicht mein Problem…“. Vielen Dank auch ! Glücklicherweise konnte ich mir beim Autohaus nebenan eine Rolle Klebeband leihen und die Schilder von innen an die Scheiben kleben. Die hielten dann auch genau bis nach Hause und fielen dann ab 😉
Selbstverständlich gab es Probleme mit der FIN, wie sollte es auch anders sein. Die Tatsache, daß die eingeschlagenen Buchstaben schlecht lesbar sind (das Blech hat sich beim einschlagen mitbewegt, so das ich es von unten mit einem Wagenheber fixieren musste) war das eine. Das genietete Schild im Motorraum das andere … „das darf nicht genietet sein … bei keinem Auto, die sind immer eingeschlagen“ – JA, ABER NICHT VOR 40 JAHREN UND NICHT IN ENGLAND ! *würg*
Das extra besorgte und für 15 Euro, mit Achslasten und so weiter gravierte Firmenschild, vom TÜV abgesegnet, wurde mir als „Betrugsversuch“ unterstellt. „Das ist so neu im Vergleich zum Rest im Motorraum, man könnte meinen Sie wollen was vertuschen…“. Da hab ich ihm gesagt er soll die Aktion abbrechen und seinen Chef holen, wenn er keine Lust (Ahnung) hat. Er brummelte was und hat dann nach einer Unterredung, wahrscheinlich mit seinem Chef alles abgehakt. Insgesamt waren 3, in Worten DREI – Beamte am Wagen zu Gange…
Dann hat er gut 20 Minuten gebraucht um alle Daten in den Brief (Zulassungsbescheinigung Teil 2) einzutragen und ich habe in der Zeit die Schilder machen lassen.
Nach ca. 60 Euro für den spaßigen Nachmittag auf dem Amt und weiteren 20 Euro für die Schilder konnte ich mich auf den Heimweg machen.
Leute, ich liebe englische Autos und es gibt noch viele weitere, die es mir angetan haben. Ob der nächste aber wirklich aus England ohne deutsche Papiere sein muss – ich weiß es noch nicht wirklich 😉 Aber spätestens wenn es soweit ist würde ich es wahrscheinlich wieder so machen 😉
Hier mal eine Aufstellung der Kosten – ohne das Auto, nur die Kosten die für die Überführung und die Zulassung in Deutschland fällig waren. Damit man mal abschätzen kann was so was kostet:
- Fähre: 90€ (2 Personen + Auto)
- Flug: 190€ (2 Personen mit Ryan Air – ohne Gepäck, eine Woche vorher gebucht)
- Scheinwerfer + Warnblinker + Typenschild: 145€ (alles von Stevens)
- Typenschild gravieren: 15€
- Bremsen durchsehen: 70€
- Grenzversicherung 210€ (geht evtl. auch billiger – bitte bei mir nachfragen)
- Sprit f. Überführung : 60€ (je nach Auto auch mehr 😉 )
- Abblendaufkleber: 17€ (auf der Fähre gekauft)
- TÜV f. HU, AU + H-Kennzeichen: 125€
- Zulassung Marburg: 40€
- Lose Wegfahrsperre: 26€
- Zulassung: 60€
- Schilder: 20€
Wenn man die Bremsen Durchsicht weg lässt kommt man auf gute 1000€ !
Mehr als ich gedacht habe, aber was soll’s ich würde es wahrscheinlich wieder so machen – war, bis auf wenige Ausnahmen, eine tolle Erfahrung!
Und weil das jetzt so viel Text war, hier noch ein paar Bilder von Mildred: